Herrschergeschlecht von Haugwitz
Wahrscheinlich als die bedeutendsten Besitzer Tauchas und seines jeweiligen Schlosses sind die Herren von Haugwitz zu nennen. Dieses meißnische Adelsgeschlecht, das bis ins 12. Jahrhundert nachweisbar ist und sich später auch nach Schlesien, Böhmen, Mähren und Österreich verbreitet, hat mehr als 100 Jahre das Geschick und Leben in Taucha wesentlich beeinflusst. Nachkommen leben noch heute, die sächsische Namenslinie ist allerdings um 1750 erloschen.
Ihre Beziehung zu Taucha führt bis in das Jahr 1437 zurück, als Kurfürst Friedrich der II. »der Sanftmütige« seinen »Cantzler« Hans von Haugwitz (d. Ä.) zusammen mit seinen Brüdern Heinrich, Albrecht, Georg, Balthasar und Kaspar mit Cleeberg, Mölbitz, Flößberg, Taucha mit 60 Dörfern, dazu Burgwerben an der Saale, Hirschstein an der Elbe und Putzkau nahe Dresden beleht. Nochmals, nach Neubelehnung, werden um 1460 sein Neffe Kaspar von Haugwitz und seine Brüder Jahn (Jan), Mezze, Konrad, Heinrich, Hans (d. J.) und Jobst als Besitzer von Neukirch, Mölbitz, Haubitz, Cleeberg, Flößberg, Schloss und Herrschaft in Taucha mit ca. 60 Dörfern genannt.
Schon 1462 wird Ritter Hans von Haugwitz der Besitzer von Cleeberg und Taucha mit Dörfern, darunter auch die Rittersitze Portitz und Graßdorf mit Cradefeld, die Lehnsverhältnisse zu Taucha hatten. Hans von Haugwitz (d. Ä.) ist 1449 auch der Stifter der Haugwitz-Kapelle (1944 zerbombt) an der Nordseite der von den Dominikanern erbauten Paulinenkirche in Leipzig. ... Die »Porta Paulensis« genannte Pforte am Klosterhof wird 1488 wiederum von Hans von Haugwitz (d. J.) gestiftet. Sie war übrigens mit dem Wappen derer von Haugwitz versehen: In Rot ein rechts einwärts gekehrter, goldgekrönter schwarzer Widderkopf mit gekrümmten goldenen Hörnern. Auf dem gekrönten Helm mit rot-schwarzen Decken der Widder wachsend, dessen Krone mit einem Busch schwarz-roter Straußenfedern besteckt ist. (s. u.)
Nach dem Tode des als fromm beschriebenen Hans von Haugwitz (d. J.) Anfang des 16. Jahrhunderts erhält sein Sohn Wilhelm der Ältere Schloss Taucha, dazu noch das Rittergut Beucha bei Borna. Über das bewegte Leben des auch als »Wilder Haugwitz« bekannten (gestorben 1547) haben Helmut Köhler und ich schon in unserem Buch »Spaziergang durch Taucha« berichtet. Nach seiner Verfolgung, Ächtung und Enteignung wird Wilhelm von Haugwitz der Jüngere, Sohn des weiter o. g. Jahn von Haugwitz, also sein Vetter, um 1540 Besitzer von Taucha.
Dieser Wilhelm lässt 1542 das neue Schloss Taucha auf dem Schlossberg bauen. Die Grundfläche der damaligen Schlossanlage entspricht in etwa der des späteren Rittergutes und hat sich bis heute nicht wesentlich verändert. Auf Grund der Streitigkeiten mit Leipzig empfindet auch er keine große Freude am Besitz Tauchas, obwohl bei Hofe »gut angesehen«. Der Rat von Leipzig lässt nichts unversucht, seinen Einfluss auf Taucha auszudehnen und er muss mehrfach Strafen zahlen, so dass er um 1560 aufgibt und an Abraham von Rochow verkauft.
Der Herrensitz dieses Haugwitz-Zweiges ist Hirschstein an der Elbe, von Jahn von Haugwitz 1463 erhalten nach Verwaltung als Nachfolger nach dem Tod des seit 1446 amtierenden »Cantzler« des Kurfürsten, Georg von Haugwitz (zuletzt Bischof von Naumburg). Dieser Jahn ist über seine Tochter Anna (nach 1480, wahrscheinlich 1482, ca. 1505), der 1. Ehefrau des Hans von Bora (d. J.) aus Hirschfeld, der Großvater der Katharina von Bora (weiterer Link) aus dem Hause Mergenthal, der Ehefrau Martin Luthers.
Aus der Vielzahl der bemerkenswerten Mitglieder der Familie von Haugwitz, die wie oben schon erwähnt mehrfach besonders enge Bindungen zu den sächsischen Kurfürsten hatten, möchte ich nur einige Beispiele aufführen: So lässt 1456 ein Ritter von Haugwitz in Freiberg/Sachsen den Ritter Kunz von Kaufungen köpfen, den Anführer beim »Altenburger Prinzenraub« bei der Entführung der beiden Söhne Ernst und Albrecht (d. J.) des Kurfürsten Friedrich II. von Sachsen.
Johann von Haugwitz (1524 - 1595) wird ein wichtiger protestantischer Bischof von Meißen. Friedrich Adolf (1637 - 1705) wird u. a. Geheimer Kriegsrat, sächs. Oberhofmarschall und Obersteuerdirektor unter den Kurfürsten Johann Georg I., III. und IV. Seine Schwester Ursula Margarethe von Neitschütz ist zeitweise die Mätresse des Kurfürsten Johann Georg III. Deren Tochter Sibylla von Neitschütz wiederum ist kurzzeitig die Geliebte August des Starken, später die Favoritin des Kurfürsten Johann Georg IV., bis sie 19-jährig (1694) an den Pocken stirbt. August der Starke führt nach dem kurz darauffolgenden Tode seines Bruders gegen beide Frauen einen in der damaligen Zeit viel beachteten Hexenprozess, also auch gegen die tote Sibylla.
Als ranghöchster Haugwitz ist Graf Friedrich Wilhelm von Haugwitz zu nennen (1702 - 1765), der es bis zum österreichischen Minister, Obersten Kanzler und Berater Maria Theresias brachte. Das ungestüme Blut mancher von Haugwitz hatte in einem Fall auch die schlimmste Folge. So wurde Christoph von Haugwitz auf Beucha, der wegen Wildfrevels in der Leipziger Pleißenburg gefangen saß, am 6. September 1613 auf dem freien Feld vor der Pleißenburg enthauptet. Allerdings nicht wegen der Wilderei, sondern weil er dem Amtsschreiber, als dieser ihm das Urteil vorlas, ein Messer ins Herz gestoßen hatte.
Quelle: Detlef Porzig, Taucha
Dieter Billhardt | Taucha
Fiktives Gemälde
Öl auf Hartfaser
Interview mit einem Feudalherren
Wilhelm v. Haugwitz d. Ä. im Gespräch mit der „Rittergutspost“
(Das fiktive Gespräch im Jahre 2012 führte Jürgen Ullrich)
J.U.: „Herr Haugwitz, …“
v.H.: „… von!“
J.U.: „B i t t e ?“
v.H.: „von Haugwitz. Soviel Ressentiment muss sein.“
J.U.: „Schön, aber Sie sind doch sozusagen ´untergagangener Adel`.“
v.H.: „Was heißt denn hier ´untergegangen´? Anno 1437, also vor 575 Jahren begann meine Herrschaft über Taucha und Umgebung. Und die dauerte über 120 Jahre! Und sie würde bis heute andauern, wenn …“
J.U.: „Ja, ja, wenn sie nicht gestorben sind …“
v.H.: „Also bitte etwas mehr Respekt. Schließlich hat mir Taucha, haben mir meine Untertanen viel zu verdanken.“
J.U.: „… ? …“
v.H.: „Beinahe hätte ich die Messe nach Taucha geholt und den Leipzigern das Nachsehen beschert. Ihren Bürgermeister hatte ich ja schon als Gefangenen in Taucha.“
J.U.: „Hat aber nichts gebracht. Die Leipziger haben sich nicht einmal gezuckt, um ihren Bürgermeister auszulösen.“
v.H.: „Ja, damit hatte ich nicht gerechnet. Waren wohl froh darüber, den Bürgermeister für eine Zeit los zu sein.“
J.U.: „Das wäre heute vermutlich auch nicht so anders, denke ich. Aber da war ja auch noch die Sache mit dem Altenburger Prinzenraub. Können Sie uns dazu etwas sagen?“
v.H.: „Ach, das sind doch alles alte Kamellen … Ein anderes Thema bitte.“
J.U.: „Anderes Thema? Gut! Ihr Schloss …“
v.H.: „… ist genau 792 Jahre alt und steht, und steht, und steht. War schon eine stolze Anlage zu meiner Zeit.“
J.U.: „Aber der Zahn der Zeit hat schon daran genagt, und wäre der Förderverein Schloss Taucha nicht gewesen, hätten wir heute auf dem Schlossberg einen innerstädtischen Parkplatz.“
v.H.: „Was sagen Sie da? Das ist ja kaum zu glauben. Mein Schlossberg ist schließlich der historische Kern der Stadt und Geburtsstätte von Taucha. Hier übergab im Jahre 1170 Erzbischoff Wichmann von Seeburg den Gründungsbrief über Taucha den damaligen Stadtvätern.“
J.U.: „Aber das Rittergutsschloss ist ja gerettet. Sozusagen in letzter Minute, auch wenn noch viel Arbeit bis zur endgültigen Sanierung zu tun ist. In 10 Jahren sehen wir weiter.“
v.H.: „Aber weshalb, guter Mann, dauert denn das so lange? Zu meiner Zeit bauten wir viel schneller. Da mussten alle Bauern und Bürger mit ran: Wagen- und Fuhrdienste, Steinsetzer- und Zimmererarbeiten. Da gab es mein Kommando, tüchtig Druck, harte Auflagen, die Leute wurden da nicht lange gefragt.“
J.U.: „Na, das war ja dann beinahe wie heute. Da werden die Leute auch oft nicht erst gefragt.“
v.H.: „Aber woran liegt´s denn dann?“
J.U.: „Das Geld, das Geld, das liebe Geld …“
v.H.: „Da hab´ ich mir immer zu helfen gewusst. Zur Not muss man da mal mit ein paar Gleichgesinnten ins Rathaus, direkt zur Stadtschatulle. Da würden wir schon fündig werden.“
J.U.: „Aber Herr Wilhelm von, daran wollen wir doch noch nicht einmal denken! Der Schlossverein wird weiter Spenden sammeln und viele Arbeiten selber tun. Die Leute sind da zuversichtlich und sehr optimistisch.“
J.U.: „B i t t e ?“
v.H.: „von Haugwitz. Soviel Ressentiment muss sein.“
J.U.: „Schön, aber Sie sind doch sozusagen ´untergagangener Adel`.“
v.H.: „Was heißt denn hier ´untergegangen´? Anno 1437, also vor 575 Jahren begann meine Herrschaft über Taucha und Umgebung. Und die dauerte über 120 Jahre! Und sie würde bis heute andauern, wenn …“
J.U.: „Ja, ja, wenn sie nicht gestorben sind …“
v.H.: „Also bitte etwas mehr Respekt. Schließlich hat mir Taucha, haben mir meine Untertanen viel zu verdanken.“
J.U.: „… ? …“
v.H.: „Beinahe hätte ich die Messe nach Taucha geholt und den Leipzigern das Nachsehen beschert. Ihren Bürgermeister hatte ich ja schon als Gefangenen in Taucha.“
J.U.: „Hat aber nichts gebracht. Die Leipziger haben sich nicht einmal gezuckt, um ihren Bürgermeister auszulösen.“
v.H.: „Ja, damit hatte ich nicht gerechnet. Waren wohl froh darüber, den Bürgermeister für eine Zeit los zu sein.“
J.U.: „Das wäre heute vermutlich auch nicht so anders, denke ich. Aber da war ja auch noch die Sache mit dem Altenburger Prinzenraub. Können Sie uns dazu etwas sagen?“
v.H.: „Ach, das sind doch alles alte Kamellen … Ein anderes Thema bitte.“
J.U.: „Anderes Thema? Gut! Ihr Schloss …“
v.H.: „… ist genau 792 Jahre alt und steht, und steht, und steht. War schon eine stolze Anlage zu meiner Zeit.“
J.U.: „Aber der Zahn der Zeit hat schon daran genagt, und wäre der Förderverein Schloss Taucha nicht gewesen, hätten wir heute auf dem Schlossberg einen innerstädtischen Parkplatz.“
v.H.: „Was sagen Sie da? Das ist ja kaum zu glauben. Mein Schlossberg ist schließlich der historische Kern der Stadt und Geburtsstätte von Taucha. Hier übergab im Jahre 1170 Erzbischoff Wichmann von Seeburg den Gründungsbrief über Taucha den damaligen Stadtvätern.“
J.U.: „Aber das Rittergutsschloss ist ja gerettet. Sozusagen in letzter Minute, auch wenn noch viel Arbeit bis zur endgültigen Sanierung zu tun ist. In 10 Jahren sehen wir weiter.“
v.H.: „Aber weshalb, guter Mann, dauert denn das so lange? Zu meiner Zeit bauten wir viel schneller. Da mussten alle Bauern und Bürger mit ran: Wagen- und Fuhrdienste, Steinsetzer- und Zimmererarbeiten. Da gab es mein Kommando, tüchtig Druck, harte Auflagen, die Leute wurden da nicht lange gefragt.“
J.U.: „Na, das war ja dann beinahe wie heute. Da werden die Leute auch oft nicht erst gefragt.“
v.H.: „Aber woran liegt´s denn dann?“
J.U.: „Das Geld, das Geld, das liebe Geld …“
v.H.: „Da hab´ ich mir immer zu helfen gewusst. Zur Not muss man da mal mit ein paar Gleichgesinnten ins Rathaus, direkt zur Stadtschatulle. Da würden wir schon fündig werden.“
J.U.: „Aber Herr Wilhelm von, daran wollen wir doch noch nicht einmal denken! Der Schlossverein wird weiter Spenden sammeln und viele Arbeiten selber tun. Die Leute sind da zuversichtlich und sehr optimistisch.“
v.H.: „Wenn das so ist, kann ich mich getrost erst einmal wieder zurückziehen. Schlossgeist ´Haugi` ist ja ohnehin allhier.“
J.U.: „Herr von Haugwitz, Sie alter Wilhelm, vielen Dank für das anregende Gespräch.“
v.H.: „Ich schau dann mal wieder vorbei, sagen wir mal im Jahre 2020. Da wird mein Schloss nämlich 800 Jahre alt und ich werde vom wiedererrichteten Schlossturm ins weite Land hinunterschauen.“
J.U.: „ … ????? …“
J.U.: „Herr von Haugwitz, Sie alter Wilhelm, vielen Dank für das anregende Gespräch.“
v.H.: „Ich schau dann mal wieder vorbei, sagen wir mal im Jahre 2020. Da wird mein Schloss nämlich 800 Jahre alt und ich werde vom wiedererrichteten Schlossturm ins weite Land hinunterschauen.“
J.U.: „ … ????? …“